Sonntag, 13. November 2005

Lied auf Za-zen

Alles Seiende ist der Natur nach Buddha,
wie Eis seiner Natur nach Wasser ist.
Getrennt vom Wasser gibt es kein Eis,
getrennt vom Seienden kein Leben des Buddha.

Wie traurig, daß die Menschen das Nahe nicht achten
und die Wahrheit in der Ferne suchen:
Wie einer, der mitten im Wasser aufschreit vor Durst,
wie ein Kind aus wohlhabendem Hause, das umherirrt
unter den Armen.

Verloren auf des Unwissens dunklen Pfaden
zieh´n wir dahin durch die sechs Welten,
von dunklem Pfad zu dunklem Pfad.
Wann werden wir frei von Geburt und Tod?

O Za-zen des Mahayana! Ihm sei höchstes Lob!
Mildtätigkeit, Gebote, die vielen Paramitas,
das Wiederholen des Namen Buddha, Zerknirschung,
Übung und zahllose andere guten Werke –
alle haben ihren Ursprung darin.

Wer nur einmal Za-zen versucht,
löscht zahllose vergangene Sünden.
Wo sind die dunklen Pfade geblieben?
Das Reine Land ist nicht fern.

Wer nur einmal diese Wahrheit hört
und ihr dankbaren Herzens lauscht,
sie preist, sie verehrt,
erlangt Segnungen ohne Ende.

Jene aber, die sich nach innen wenden
und die Selbst-Natur bezeugen
– die Selbst Natur, die eine Nicht-Natur ist –‚
geh´n über bloße Lehren weit hinaus.

Das Tor der Einheit von Ursache und Wirkung öffnet sich.
Der Weg, der weder zwei noch drei ist, führt geradeaus.
Als Form, die Nicht-Form ist, sind wir nie irgendwo anders,
ob wir kommen oder gehen.
Als Gedanke, der Nicht-Gedanke ist,
sind selbst Gesang und Tanz die Stimme des Dharma.

Wie grenzenlos frei der Himmel des Samadhi!
Wie hell der volle Mond der vierfachen Weisheit!
Fehlt noch etwas in diesem Augenblick?
Nirvana vor unseren Augen.
Das Lotos-Land an diesem Ort.
Dieser Leib das Leben des Buddha

HAKUIN ZENJI